Dreimal Süd vs. Nord

Eine kurze Pause gab’s für die Teams der ERIMA GFL – nun geht es in den Endspurt der letzten sieben Wochen vor den Playoffs. Ein Schwerpunkt dabei: die Interconference-Spiele zwischen Mannschaften aus dem Norden und dem Süden. Erst drei dieser Partien wurden bisher 2025 gespielt, am 19. Juli kommen die nächsten drei hinzu.

Die haben es allesamt in sich: Das derzeitige Führungstrio der ERIMA GFL Nord macht sich nämlich auf die Reise. Gastgeber sind unter anderem die beiden Süd-Spitzenreiter in Schwäbisch Hall und Ravensburg zu Überkreuz-Duellen der jeweiligen Ersten und Zweiten der beiden Gruppen. 

Seit Wiedereinführung der zwei Interconference-Spiele pro Team und Saison haben die Süd-Mannschaften 2023 vier und 2024 drei dieser Begegnungen auf dem Feld gewonnen, 2025 gingen bisher immer die Nord-Mannschaften als Sieger von Platz. Die Schwäbisch Hall Unicorns als langjähriges Top-Team der ERIMA GFL Süd gewannen seit 2023 noch keines dieser Spiele, spielten ja schließlich wie auch dieses Jahr immer gegen die Spitzenmannschaften aus dem Norden.

Nicht rein zufälig: Alle Süd-Vertreter, denen in den vergangenen beiden Jahren ein Erfolg gegen ein Nord-Team gelang, platzierten sich am Ende hinter den Unicorns in den Playoff-Rängen. Der zusätzliche Sieg gab dabei oft den letzten Ausschlag. Dies kann auch dieses Jahr so sein – und diesmal vielleicht sogar über den Gruppensieg entscheiden, denn die Schwäbisch Haller sind 2025 nicht mehr der uneingeschränkte Favorit der ERIMA GFL Süd.

Ändern würde sich dies für sie mit einem Coup gegen die Potsdam Royals. 2022 hatten die Unicorns ihren letzten Meistertitel gegen die Brandenburger gewonnen, seither aber einmal im Finale und zweimal in der Hauptrunde den kürzeren gezogen. 2025 hatten sowohl Royals als auch Unicorns offensiv zunächst einige Schwierigkeiten, inzwischen läuft das Potsdamer Passspiel wieder auf Hochtouren, bei den Unicorns überzeugte zuletzt in Straubing die Laufattacke. Aber ob dies reichen wird gegen Potsdams Verteidigung? In den letzten drei Spielen ließ die nur einen einzigen Touchdown zu – ganz am Ende der Partie in Paderborn, als man schon 60 Punkte Vorsprung hatte.

Eine schwere Heimaufgabe bekommen auch die ifm Razorbacks Ravensburg. Gegner Dresden Monarchs hat vor seiner vierwöchigen Sommerpause alle Spiele souverän gewonnen und machte offensiv dabei die beste Figur in der gesamten ERIMA GFL. Defensiv gab es zu Beginn die eine oder andere Baustelle. Doch erstens hat sich die Einheit stabilisiert, zweitens widmeten die Dresdener ihre Rekrutierungsbemühungen vor dem nahenden Ende des Wechselfensters diesem Bereich und holten mit dem Spanier Brayan Carbonell und dem Österreicher Sebastian Huber noch neue Leute für die entscheidende Phase.

Ravensburg überzeugte in den bisherigen Süd-Spielen offensiv, will und müsste hier vor allem den Monarchs-Angriff aber irgendwie einhegen. Die Defensive Line hat – wie allerdings auch die der Sachsen – das Potenzial, Passspiel gleich im Keim zu ersticken. Die verwegene Hoffnung der ifm Razorbacks wäre aber auch, dass man die Serie von drei Touchdowns nach Interception Returns aus den letzten zwei Spielen ausbauen könnte. Damit ließe sich das Spiel durchaus in eine unerwartete Richtung lenken.

Nominal noch schwerer haben es die Saarland Hurricanes als Süd-Sechster gegen den Nord-Dritten Berlin Rebels. Das trifft es aus verschiedenen Gründen aber nicht vollständig. Schon letztes Jahr hatten die Hurricanes in Berlin nur wegen ein paar fehlender Inches beim letzten Spielzug verloren, auch dieses Jahr waren die Saarländer beim ersten Interconference-Spiel in Kiel offensiv auf Augenhöhe. Mit Spencer Corona und seit einigen Wochen Evan Liggett hat man ein Receiver-Duo beisammen, dem jederzeit alles zuzutrauen ist. Defensiv lief es nicht ganz so berauschend, doch könnte hier helfen, dass man Rebels-Quarterback Connor Kaegi aus dessen Zeit im Saarland in der letzten Saison aus dem gemeinsamen Training bestens kennen dürfte.

Gruppen-intern gibt es ebenfalls wichtige Duelle. So stehen sich beide Gruppenvierten und -fünften direkt gegenüber: Die Kiel Baltic Hurricanes erwarten am Samstag die New Yorker Lions zum Nord-Duell, die Allgäu Comets bekommen am Sonntag ihre Rückspielchance gegen die Pforzheim Wilddogs. Beim Blick aufs Restprogramm ist in beiden Fällen nicht ausgeschlossen, dass es genau diese beiden Spiele sein werden, die am Ende den Unterschied zwischen Platz vier mit Playoff-Teilnahme und Rang fünf machen werden. Kiel und Braunschweig spielen nur dieses eine Mal gegeneinander und könnten nach einem eventuellen Kieler Erfolg beide auf eine 7:5-Bilanz zusteuern. Für die Allgäu Comets wäre wiederum eine zweite Niederlage gegen Pforzheim kaum noch zu kompensieren.

Was ein wenig aber auch davon abhängt, was die Munich Cowboys am Samstag gegen die Straubing Spiders schaffen. Das Hinspiel im „Spiderdome“ gewannen die Münchner glatt mit 24:0. Ein weiterer Sieg könnte die Münchner nun vorläufig an die Spitze katapultieren, wenn Schwäbisch Hall und Ravensburg ihre Partien nicht gewinnen können. Dem Tabellenletzten Straubing droht immerhin keine Abstiegsrelegation – anders als den Paderborn Dolphins im Norden. Das Heimspiel am Sonntag gegen den Tabellenvorletzten Hildesheim Invaders müssen die Dolphins wohl gewinnen, wollen sie ihre Chance bewahren, die rote Laterne noch loswerden zu können.