Jannik Birk ist Linebacker der VfL Oldenburg Knights. Er ist nicht nur der Kapitän der Defense sondern als Knights Urgestein der Teamleader der gesamten GFL 2 Mannschaft. Deshalb führt er beim Stadioneinlauf stets als Erster das Team auf das Feld – mit der Knights Fahne in der Hand. Die Nummer 91, 29 Jahre alt, von Beruf Projektingenieur, ist seit zwölf Jahren für die grün-schwarzen Knights-Farben auf dem Football Feld aktiv.

Wie er die GFL 2 Saison 2024 mit den sechs Niederlagen zu Beginn und dem am Ende dramatischen Klassenerhalt erlebte, was es besser zu machen gilt und warum der außerhalb des Platztes so freundliche und besonnene Typ „Marke perfekter Schwiegersohn“ auf dem Platz häufiger mal 15 Yards Strafen kassiert, verrät er im nachfolgenden Saison Resümee:

Die „wichtigste“ Frage zuerst: Wie war die Feier auf der langen Bus-Rückfahrt von Cottbus, nachdem ihr den Nicht-Abstieg dort drei Minuten vor Schluss klar gemacht hattet?

Da ist natürlich eine Menge Stress von unseren Schultern gefallen und wir waren einfach nur froh, es geschafft zu haben. Das haben wir im Bus ausgiebig gefeiert. Laute Musik, bei jedem Lied laut mitgesungen und das eine oder andere Bier ist auch geflossen. Es hat keiner schlapp gemacht, bis wir nachts um 3 Uhr in Oldenburg wieder angekommen sind.

Das Bier war sicher alkoholfrei als Sportler?

Ja, genau (lacht)

Die Knights sind mit sechs Niederlagen unerwartet schlecht in die Saison gekommen, woran lag das?

Wir haben uns das definitiv ein bisschen anders vorgestellt. Wir haben es möglicherweise am Anfang etwas zu leichtgenommen, nachdem wir im abgebrochenen Spiel in Cottbus deutlich geführt haben und es wohl auch für uns entschieden hätten. Da dachten wir, ok wir sind ein gutes Team, alles passt. Dann wurden wir in den nächsten Spielen ganz schön überrumpelt.

Die Offense machte in diesen ersten Spielen keinen guten Eindruck. Fehlte hier eventuell ein Spieler, der das Team mitreißt?

Das würde ich jetzt nicht unbedingt sagen. Ich glaube unsere Offense und das Konzept, das unser neuer Offense Coodinator Gregory Crager eingebracht, ist wirklich gut. Aber so ein neues Offense System braucht seine Zeit, dass es sich entwickelt und dass die Spieler es verstehen. Leider kam Coach Crager erst gegen Mittel April zu uns nach Deutschland und anderthalb Monate ist dann eine viel zu kurze Zeit, um ein solches System nicht nur über videocalls, sondern face to face zu installieren.

Insbesondere die Niederlage gegen Lübeck im Hinspiel, in dem man geführt hat und sich dann noch die Butter vom Brot nehmen ließ, als auch die Niederlage zuhause gegen Cottbus waren ein stückweit unerwartet. Wie war die Stimmung im Team zu der Zeit?

Stimmungsmäßig war es die gesamte Saison eine Berg- und Talfahrt. Nach den beiden Spielen waren wir alle niedergeschlagen. Ich persönlich brauchte nach dem Lübeck Spiel auch erstmal Abstand von der Mannschaft, weil ich so frustriert war. Das hat sich dann aber innerhalb der nächsten Tage bis zum Training bei allen im Team wieder gebessert, so dass wir beim Training wieder fokussiert und schnell wieder guter Laune waren, um den Kopf einfach für das nächste Spiel freizubekommen.

Man hat es ja auch in vielen Spielen gesehen. Die ersten Viertel haben wir immer gut angefangen. Jedoch haben wir uns meistens dann Mitte des zweiten Quarters oder in der zweiten Halbzeit selbst ein Bein gestellt.

Wie kann es sein, dass ihr – sobald die ersten Fehler passieren – auf einem Mal das komplette Selbstvertrauen verloren habt? Ihr wusstet durch die letztjährige Saison doch, dass ihr in der 2. Liga mithalten könnt.

Wir haben vor der Saison eine Menge neue Leute dazu bekommen und sind dadurch ein ganz anderes Team als letztes Jahr. Einigen fehlt einfach die GFL 2 Erfahrung der Vorsaison. Dazu kommt noch, dass bei diesen Spielern, die z.B. von erfolgreichen unterklassigen Klubs kommen, keine Erfahrung im Umgang mit Niederlagenserien vorhanden war. Das macht schon was mit Dir.

Die letzten Saisonspiele liefen besser und die Klasse wurde gehalten. Gab es da etwas Elementares was im Training oder Spiel geändert wurde?

Wir haben bei den Trainings- oder Spieltagsabläufen nicht geändert, aber das Trainingspensum erhöht. Ich glaube, dass wir in den letzten Spielen als einzelne Glieder dieser ganzen Kette viel besser zusammengehalten und uns viel mehr gegenseitig vertraut haben.

Das neue Offense System wurde etwas vereinfacht und griff jetzt immer besser. In der Defense hatten wir auch in der ersten Saisonhälfte ein paar neue Dinge probiert. Das hat nicht so funktioniert. Deshalb sind wir ab dem Bielefeld Spiel wieder in unser klassisches Konzept aus dem Vorjahr zurückgegangen. Und da haben wir gemerkt, dass es insgesamt besser funktioniert – es mußten nur kleine Stellschrauben angepasst werden. Aber so konnten wir die letzten Spiele mit dem vertrauten System gewinnen.

Kommen wir zum Teamleader Jannik Birk. Normalerweise wirst Du nur als Punter in der Offense eingesetzt, aber in Lübeck hast Du bei einem Trickspielzug mit einem Touchdown-Catch im vierten Versuch in der Offense starke Nerven gezeigt. Der wievielte Touchdown war es für Dich?

Ich glaube, eine Handvoll sind es mittlerweile. Bunt gemixt in Offense, Defense oder Special teams erzielt.

Aber kein Blut geleckt, mehr Offense zu spielen?

Nein, ich bin und bleibe Defender. Es war ja auch nicht so, dass ich gesagt habe, ich will jetzt Offense spielen. Der Coach kam auf mich zu und sagte, wir haben eine Idee, wir brauchen Dich teilweise in der Offense. Da habe ich geantwortet: Alles klar, ich bin dabei. Wenn ihr denkt, es hilft dem Team, dann mache ich das. Und es war ja auch nicht nur ich allein. Wir haben in bestimmten Situationen noch Linebacker Tom Hodgkinson oder Defense Liner Marcel Meier mit als Vorblocker in die Offense genommen. Das brachte Gewicht und vielfach Erfolg für kurze Entfernungen.

Es macht manchmal den Eindruck, die Knights wären körperlich den Gegnern in der GFL 2 unterlegen.

Mit Ausnahme der Offense Line mag das optisch so sein. Das war letztes Jahr schon zu beobachten. Wir sind nie das Team, das mit riesigen Männern ankommt. Alle groß, alle stark, alle Brecher. Aber wir sind schnell und auch wenn wir nicht so aussehen, glaube ich, dass wir eins der physischsten Teams der Liga sind. Es ist Wahnsinn, was die Jungs zum Beispiel in der Defense Line dann immer wieder aus sich rausholen, damit es dann doch klappt.

Erlebt man Jannik Birk außerhalb des Platzes, so bist du freundlich, ruhig und besonnen – Marke „Perfekter Schwiegersohn“. Andererseits hast Du dieses Jahr eine ganze Reihe von 15 Yards Strafen auf dem Feld kassiert. Wie passt denn das zusammen?

Ja, dass es einige waren stimmt erstmal. Wir gucken uns die Szenen mit den Coaches natürlich hinterher auf Video an und es hat sich bewiesen, dass es einige Male eine Fehlentscheidung und kein Foul von meiner Seite war. Durch meine zwölfjährige Erfahrung weiß ich, was ich mache und wie weit ich gehen kann und mache nichts Absichtliches, denn das würde nur Negatives in unser Team bringen. Manchmal kannst Du aber nicht einfach von hundert auf Null abbremsen und dann passiert es halt. Das weiß jeder der Football Erfahrung hat. Und wenn der Quarterback dann noch deutlich kleiner ist als man selber, fliegt die Flagge schon mal ein bisschen schneller.

Was nimmst Du mit aus dieser Saison?

Den Ehrgeiz es nächstes Jahr besser zu machen. Was uns dieses Jahr vermutlich mit reingeritten hat war, dass wir zu wenig Team-Chemie am Anfang der Saison hatten. Wir müssen diese Team-Chemie nächstes Jahr früher aufbauen. Rückblickend hatten wir in dem an sich coolen Trainingslager in Reutlingen mit viel Training, Video und Testspiel zu wenig Zeit für uns als Mannschaft zum Teambuilding. Wir sollten zudem im nächsten Jahr unseren Mentaltrainer noch aktiver mit einbinden. Einige Spieler waren diesbezüglich noch nicht weit genug und haben den Kopf zu früh hängen lassen. Aber dagegen kannst Du Dich selber trainieren.

Gibt es noch etwas anzumerken, was Dir wichtig ist?

Wir haben wahnsinnig viele Fans bei den Auswärtsspielen gehabt, das waren wir in den letzten Jahren nicht gewohnt, gerade auch bei den weiten Fahrten. Und da wurde Stimmung gemacht ohne Ende. Dafür herzlichen Dank an alle. Ebenso der Dank an die ganzen Menschen, die uns neben dem Feld noch unterstützen, Physiotherapeuten, Ärzte, die Knights Supporter mit Kuchen- und Fanartikelverkauf und viele mehr. Ganz besonderes auch der Dank an unsere Damenmannschaft, die uns an den Spieltagen organisatorisch viel geholfen haben. Daran sieht man einfach, wir sind nicht nur die Knights 1. Herren, sondern wir sind viel mehr. Wir sind eine ganze Abteilung, die miteinande

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