Das letzte Saisonspiel der VfL Oldenburg Knights bei den Cottbus Crayfish war nichts für schwache Nerven. Erst drei Minuten vor dem Spielende erzielt der Oldenburger Kodi Koechli den erlösenden Touchdown zum 36:29 Sieg in einem ausgespielten vierten Versuch. Das war gleichbedeutend mit dem Klassenerhalt der Knights in der GFL 2. Dabei sah es zur Halbzeit eigentlich schon nach einem klaren Sieg der Norddeutschen aus, die mit einer 28:7 Führung in die Kabinen gingen.

Wie im Vorjahr sicherten sich die Oldenburg Knights somit im letzten Quarter des letzten Saisonspiels den Klassenerhalt. Damit verbuchten die Ritter drei Siege aus den letzten vier Spielen. In die jeweiligen Regionalligen müssen neben den Cottbus Crayfish nunmehr die Bielefeld Bulldogs absteigen.

Die Gäste erwischten in der Lausitz einen Start nach Maß. Den ersten Drive schliest Wide Receiver Tammo Vroom mit einem gefangenen 15 Yards Pass in der Endzone zum 7:0 ab (PAT Darrian Naujoks). Nur wenige Sekunden später: Defense Kapitän Jannik Birk stoppt den zweiten Cottbusser Angriffsversuch mit einer Interception. Isaiah Grice bringt den Ball wenig später aus kurzer Distanz zur frühen 14:0 Führung (PAT Naujoks) der Knights über die goalline. Das ist Balsam für die Nerven der Ritter, die zum Klassenerhalt unbedingt einen Sieg benötigen.

Im zweiten Quarter verkürzt Cottbus in einem ausgespielten vierten Versuch von der 15 Yards Linie durch Benedikt Schulz zum 14:7 (PAT Ronny Goldhammer). Etwas bitter für die Knights Defense, denn sie hatten die drei Versuche unmittelbar davor hervorragend gegen den Pass verteidigt. Doch erneut Grice mit einem 40 Yards Touchdown-Catch, als auch Nico Dutschke mit einem in der Endzone gefangenen Pass aus 20 Yards schrauben das Ergebnis zur Pause auf 28:7 hoch (PAT jeweils Naujoks).

Schwierige Wind Verhältnisse

In der Lausitz wehte am Samstagnachmittag ein starker und extrem böiger Wind über das Feld. Und es schien, als wenn die Norddeutschen damit deutlich besser zurechtkamen. Immer wieder ließen die Crayfish Receiver aussichtsreiche Bälle in der ersten Halbzeit fallen, während auf der anderen Seite Knights Quarterback Joshua Cartwright seine Passempfänger trotz der schwierigen Rahmenbedingungen sicher fand.

Aber in der zweiten Halbzeit drehten die Gastgeber in ihrem letzten GFL 2 Spiel mächtig auf. Cottbus Spielmacher Tionne Harris etablierte nun das Crayfish Passpiel und vollendete nach einem langen Drive selbst mit einem 3 Yards Lauf zum 28:13 (PAT geblockt). Trotzdem war die Knights-Welt zunächst noch vollkommen in Ordnung. Der Kick Off wurde zu einem Touchdown durch Dawson Pierson returniert. Eine Holding Strafe verwehrte jedoch die Anerkennung des Touchdowns. Das Gleiche wenige Minuten später als Oldenburgs Quarterback Cartwright aus 20 Yards einen Touchdown erlief. Keine Punkte. Doch die Ritter blieben unverändert am Drücker und brachten den Ball zu Beginn des 4. Viertels kurz vor die Endzone der Gastgeber.

Fatale Knights Fehler in kurzer Folge

Aber was jetzt folgte, ließ den Knights an diesem kalten Septembertag förmlich das Blut in den Adern gefrieren. Dawson Pierson fängt zunächst an der 3 yards Linie den Ball, verliert ihn aber durch den folgenden Tackle. Den frei liegenden Ball nimmt der Cottbuser Anton Höhne auf und trägt ihn über 97 yards in die Endzone der Niedersachsen. Noch dazu gelingt den Brandenburgern die anschließende Conversion und es steht nur noch 28:21 für die Gäste. Aber für die Knights sollte es noch schlimmer kommen. Quarterback Cartwright läßt bei einem Sack durch Marco Olivas den Ball fallen und der Cottbuser Defense-Spieler überquert die 70 Yards bis in die Endzone der Knights. Da er aber die letzten zwei Yards rückwärts lief, verwehren die Schiedsrichter dem Touchdown regelkonform aufgrund unerlaubter Verhöhnung des Gegners die Anerkennung. Cottbus muss stattdessen an der 17 yards Linie der Knights starten. Fast sieht es so aus, als wenn die Knights diese Angriffswelle in der eigenen Redzone stoppen können. Doch im ausgespielten 4. Versuch erfolgt dann schlussendlich der Touchdown zum 28:27 (Schulz). Für die Knights nehmen die Nackenschläge kein Ende: Cottbus spielt erneut die Conversion erfolgreich aus und dreht damit nach einem Pass auf Receiver Steven Andersen das Spiel in eine 28:29 Führung.

Ein Spielzug, der über die Saison entscheidet

Erstmals an diesem Nachmittag – knapp sechs Minuten vor Schluss – liegen die Gastgeber in Front. Aber sie treffen dann eine etwas unverständliche Entscheidung. Der erste Kickoff geht ins Seitenaus. Bei der Wiederholung spielen sie plötzlich einen Onside Kick. Oldenburg war zwar dafür diese Saison anfällig. Jedoch dieses Mal sichern sich die aufmerksamen Ritter den Ball und kommen an der Crayfish 36 Yards Linie in eine gute Ausgangsposition. Die Offense arbeitet sich bis an die 3 Yards Linie vor, bleibt dort aber im 3. Versuch drei Minuten vor Schluss hängen. Die Partie ist an Dramatik kaum noch zu überbieten. Die Knights haben noch einen Spielzug, der mutmaßlich über das Ergebnis einer ganzen Saison entscheidet. Der Schweizer Running back Kodi Koechli behält die Nerven und erzielt mit einem Lauf die erlösende 34:29 Führung. Die Conversion fängt der Mann, der das Spiel mit dem ersten Touchdown eröffnet hatte, Tammo Vroom, zum 36:29. Das war gleichbedeutend mit dem Endstand, denn Cottbus wird bei auslaufender Spielzeit final durch eine Interception von Dawson Piersson gestoppt.

Ein glücklicher aber sichtlich geschaffter Head Coach Sebastian Blase sagte nach dem Spiel: „Wir haben in der ersten Halbzeit genau das gemacht, was wir machen wollten. Das war uns auch im ersten abgebrochenen Spiel hier in Cottbus gelungen. Wir haben in Offense und Defense das Spiel gut kontrolliert, in dem wir viel Physis in Form von körperlicher Stärke aufs Feld gebracht haben“.

Doch wie konnte das Spiel so kippen? Blase dazu: „Wir haben uns wahrscheinlich zu sicher gefühlt, dazu individuelle Fehler gemacht und auch ein paar unglückliche Schiedsrichter Calls gegen uns bekommen.“ Vor allem den als Fumble gewerteten Catch von Dawson Pierson an der 3 yards Linie der Cottbusser (zu Beginn des 4. Quarters) sah Oldenburgs Trainer anders. „Ich bin mir hundertprozentig sicher, dass er mit dem Knie bereits am Boden war“. Blase wollte nach dem Spiel keinen seiner Spieler hervorheben, denn „wir haben hier heute als Team gewonnen und sind nicht eingebrochen, als das Spiel komplett gegen uns lief. Das Team hat sich gegenseitig den Rücken gestärkt, um den entscheidenden Sieg letztendlich nach Hause zu fahren.“

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