Nach drei Jahren Pause steht in der ERIMA GFL Süd wieder das Niederbayern-Derby zwischen den Kirchdorf Wildcats und den Straubing Spiders an. Aufsteiger Wildcats erwartet die Nachbarn am 31. August in der Kirchdorfer In(n) Energie Arena zu seinem letzten Heimspiel der Saison. Ganz nüchtern betrachtet, geht es für die Kirchdorfer als Tabellenletzter um nichts mehr, für die Straubinger dagegen fast um alles.

Aber was heißt das schon? In einer Saison, in der es in der ERIMA GFL Süd eine unerwartete Wendung nach der anderen gab, in der der Aufsteiger aus Kirchdorf einen der Straubinger Konkurrenten um einen Playoff-Platz geschlagen und gegen die anderen jeweils nur knapp verloren hat? Welch bessere Gelegenheit als das letzte Heimspiel des Jahres gäbe es, um noch einmal zu unterstreichen, dass unter dem Strich die Wildcats eine Bereicherung für die ERIMA GFL Süd sind?

Zünglein an der Waage können sie werden. Erst kommt Straubing, eine Woche später reisen die Wildcats nach Kempten. „Wir haben uns gefreut über den Aufstieg der Wildcats, das sind für Fans und Aktive immer ganz besondere Duelle, weil es um so viel mehr geht. Jetzt hat diese Partie für uns natürlich doppelte Brisanz“, sagt Straubings Teamchef Karl-Heinz Zobundija. Dessen Team sah zeitweilig wie ein kommender Viertelfinalgastgeber aus, muss nach Niederlagen gegen Munich Cowboys und Allgäu Comets nun aber um den Einzug in die Endrunde zittern.

Mit dem Sieg im Niederbayern-Derby würden die Straubinger ihr Playoff-Schicksal in der eigenen Hand behalten, bräuchten dann noch den Heimsieg eine Woche später gegen die Saarland Hurricanes. „Wir tun gut daran, nur auf unser Spiel und unsere Arbeit zu schauen“, sagt Zobundija. „Erst dann können wir schauen, ob Kempten gegebenenfalls beide Spiele verloren hat. Mit allem anderen will ich mich auch nicht beschäftigen.“

Seine Mannschaft geht in die entscheidende Saisonphase ohne den bisherigen Head Coach Fabian Vulic, von dem man sich einvernehmlich trennte. Die Spiders werden nun von Defensive Coordinator Max Macek und Offensive Coordinator Sven Dorfner betreut. Einschneidende Änderungen beim Führungspersonal gab es in der letzten Woche auch in der ERIMA GFL Nord an mehreren Orten – möglicherweise mit Einfluss auf den restlichen Saisonverlauf.

Zum einen haben die Dresden Monarchs auf den Platzverweis ihres Quarterbacks Brock Domann in einem hitzigen Spiel bei den Berlin Rebels sofort mit der Neuverpflichtung von Karé Lyles reagiert. Lyles hatte zuletzt in Prag gespielt und kennt die ERIMA GFL aus seiner Zeit bei den New Yorker Lions. „Wir haben mit Robert Cruse einen hervorragenden Offensive Coordinator, der auf alle Situationen vorbereitet ist und entsprechende Vorkehrungen getroffen hat. Wir werden jede freie Minute dieser Woche investieren, um Karé auf die Partie gegen die Allgäu Comets vorzubereiten“, erklärte Monarchs-Head-Coach Greg Seamon.

Dessen Team hält trotz der Niederlage von Berlin weiter Kurs auf Rang zwei im Norden. Ein Sieg aus den beiden Interconference-Spielen diesen Sonntag gegen die Comets oder kommende Woche in Schwäbisch Hall wird benötigt, um dies ohne Schützenhilfe klar zu machen. Aber auch hier geht es noch um ein bisschen mehr im letzten Heimspiel der Hauptrunde für die Dresdener: Beim SachsenEnergie Gameday feiern die Monarchs am Sonntag mit einer großen Party die Einweihung des neuen Heinz-Steyer-Stadions.

Nach drei Jahren Umbau und Baukosten von etwas über 50 Millionen Euro erstrahlt die neue, alte Heimat der Monarchs in neuem Glanz. Da will man sich die Stimmung sicher nicht mit einem weiteren Ausrutscher wie gegen die Rebels vermiesen. Der Gegner aus dem Allgäu könnte aber seine Chance wittern, hat eine ähnliche Ausgangslage. Ein Sieg aus den letzten zwei Spielen sichert die Playoff-Teilnahme aus eigener Kraft. Nächste Woche hat man zu Hause gegen Kirchdorf eine weitere Chance. Es muss also nicht zwingend der Erfolg in Dresden her. Doch befreit ohne Druck gegen eine Mannschaft, die Anpassungen vornehmen muss und vor einer erwartungsfrohen großen heimischen Kulisse nervös werden kann, hat schon so manches Team verblüfft…

Noch größere Anpassungen müssen die Berlin Adler vornehmen. Ein Streit mit ihrem bisherigen Cheftrainer/Quarterback Zach Cavanaugh eskalierte derart, dass man sich von ihm und einigen seiner Assistenten nicht nur trennte, sondern sogar Betretungsverbote für die Trainingsanlagen aussprach. Nach der Niederlage gegen die New Yorker Lions war die Playoff-Chance ohnehin dahin. Mit dem Rauswurf des ehemaligen Erfolgs-Quarterbacks, der eigentlich als Head Coach den Neuaufbau eines jungen Teams von einheimischen Talenten gestalten sollte, gerät der bisher – von außen betrachtet – durchaus erfolgreiche Ansatz ins Wanken.

Das letzte Heimspiel der Adler gegen die Kiel Baltic Hurricanes kann nun sogar ein Schicksalsspiel werden. Die Kieler siegten letzte Woche gegen Kirchdorf, Lokalrivale Berlin Rebels überraschte gegen Dresden und ist eine Woche später letzter Gegner der Adler. Beide Konkurrenten haben nur einen Sieg weniger und Chancen, den direkten Vergleich gegen die Adler zu gewinnen. Bis vor zwei Wochen schien für die Adler noch Rang vier möglich, jetzt könnte Rang acht und der Gang in die Relegation drohen, wenn noch mehr schief läuft.

Die Berlin Rebels fahren am Samstag zwar immer noch als Tabellenletzter nach Hildesheim. Doch nach dem Heimsieg gegen den Tabellenzweiten Dresden hat man neues Selbstbewusstsein im Gepäck. Für Gastgeber Hildesheim Invaders war der Rebels-Sieg gegen Dresden allerdings ebenso willkommen. Das Hildesheimer „White-Out“-Match gegen die Berliner am Samstag kann so mit der Hoffnung bestritten werden, doch noch auf Rang zwei und als Gastgeber eines Viertelfinales in die Endrunde zu kommen.

Hildesheims Head Coach Marcus Herford wiegelt da allerdings ab: „Die Rebels werden so hart spielen, wie sie es immer tun. Letzte Woche haben sie gezeigt, wie stark sie kämpfen können und ein Spiel drehen.“ Für Rechenspiele hat der Trainer keinen Sinn. „Wir denken nicht an einen möglichen zweiten Platz, sondern nur daran, unseren besten Football zu spielen. Und dann werden wir sehen, wo wir am Ende landen.“

Die Devise dürfte auch für den vierten Nord-Relegations-Kandidaten Paderborn Dolphins gelten. Die Paderborner können in ihrem letzten Saisonspiel in Kiel kommende Woche aus eigener Kraft dem Abstieg entgehen. Davor geht es diesen Samstag zu den übermächtigen Potsdam Royals. Denen dient dieses letzte Heimspiel der Hauptrunde als Generalprobe für das Viertelfinale in drei Wochen.

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