In der ERIMA GFL Nord könnte am 17. August die Entscheidung über die vier Playoff-Teilnehmer fallen. Am 21. September startet das Viertelfinale, am 12. Oktober wird im Essener Stadion an der Hafenstraße der deutsche Meister 2024 im Finale ermittelt. Vorjahresfinalist Schwäbisch Hall Unicorns steht als Gruppensieger der ERIMA GFL Süd bereits fest, die zweite Saisonniederlage letzte Woche bei den Allgäu Comets änderte daran nichts. Titelverteidiger Potsdam Royals ist noch ungeschlagen, hatte letzten Samstag in Berlin für seine Verhältnisse nur knapp mit 29:15 gegen die Adler gewonnen – zwei Siege aus den letzten drei Spielen genügen den Brandenburgern, um den ersten Platz im Norden auch dieses Jahr zu sichern.
Diesen Samstag geht es nun zu einem der direkten Verfolger nach Hildesheim. Das Hinspiel verlor der Aufsteiger aus Niedersachsen gleich zum Saisonauftakt mit 21:56 in Potsdam. Chancen, dies aufzuholen, sind eher hypothetisch. Auch Rang zwei scheint nach der 16:45-Niederlage vorletzte Woche in Dresden für die Invaders außer Reichweite zu geraten. Den Playoff-Platz hat man dank der Siege gegen Berlin Adler und Paderborn Dolphins immerhin sicher, nachdem die Berliner letzte Woche gegen Potsdam verloren.
Deren beherzten Kampf gegen die bisher so dominanten Potsdamer will man sich nun in Hildesheim zum Vorbild nehmen. Hildesheims Head Coach Marcus Herford braucht um die Rolle seines Teams als Außenseiter nicht herumzureden. „Wir wissen, was sie auf den Tisch bringen werden.“ Von Bedeutung sei für ihn aber viel mehr, wie sich sein Team präsentiert. „Was aber wirklich ist, was wir zeigen. Es geht um uns.“
Sein Team hat stark trainiert und bereitet sich akribisch auf die Aufgabe vor. Klar ist, dass man sich keine Fehler erlauben will. Seit 2019 haben die Hildesheimer kein Heimspiel verloren – nun erwartet sie und ihre Fans auf dem Helios Field der Clash zwischen den beiden Top-Offenses der Liga. Potsdams Quarterback Jaylon Henderson warf diese Saison schon 55 Touchdown-Pässe, insgesamt stehen für die Potsdamer 528 Punkte auf der Haben-Seite. Der Invaders-Angriff ist der zweitbeste der Liga, die Invaders kommen bisher auf 339 Punkte, Quarterback Nelson Hughes auf 21 Touchdowns.
Zu Potsdam und Hildesheim werden sich für die Playoffs zwei weitere Nord-Vertreter gesellen. Denkbar ist, dass diesen Samstag die Entscheidung fällt. welche es sind. Dresden Monarchs und New Yorker Lions könnten mit Siegen am Samstag ihre Endrundenteilnahme festzurren. Der Tabellenzweite aus Dresden, der sich in den letzten zwei Wochen zunächst klar gegen den Dritten Hildesheim und schließlich auch in Braunschweig durchsetzte, benötigt ohnehin nur noch einen Sieg aus den letzten vier Spielen.
Gegner sind nun die Paderborn Dolphins, die sich letzte Woche knapp gegen die Berlin Rebels durchsetzten und damit wahrscheinlich ausreichend Luft im Abstiegskampf gewonnen haben. Bei den Monarchs, gegen die das Hinspiel zu Hause mit 7:38 verloren wurde, wird es für die Westfalen aber richtig schwer. Die Verteidigung der Dolphins gehört zwar mit rund 315 erlaubten Yards pro Spiel statistisch zu den besseren in der ERIMA GFL Nord. Doch erstens ließen die Verteidiger der Monarchs noch einen Tick weniger zu, vor allem aber ist die Diskrepanz in der Effektivität der Angriffsreihen deutlich. Schon allein durch Passspiel holte die von Quarterback Brock Domann geführte Monarchs-Offense mit etwas über 280 Yards pro Spiel mehr als die der Paderborner insgesamt. Das dürfte schwer durch die Laufattacke der Dolphins auszugleichen sein.
Richtig spannend wird es in Berlin, denn besonders für Gastgeber Berlin Adler ist es gegen den Rekordmeister New Yorker Lions quasi ein erstes Playoff-Spiel. Dazu verblüfften die Berliner letzte Woche die Konkurrenz mit ihrem Auftreten gegen die bisher unbezwingbaren Potsdam Royals, lagen sogar zwischenzeitlich für etwa ein halbes Spielviertel in Führung. Zum Sensationssieg reichte es zwar nicht, aber die Adler hielten mit langen eigenen Ballbesitzphasen den gefürchteten Potsdamer Angriff vermehrt an der Seitenlinie und kassierten so die bisher knappste Niederlage eines Potsdamer Gegners in diesem Jahr.
Ein „moralischer Erfolg“ ist die Saison 2024 für die Adler jetzt schon. Der Verein hatte sehr kurzfristig vor Saisonstart einen Strategieschwenk vollzogen, setzt unter anderem auf Quarterback Hendrik Scharnbacher (wenn auch Vorgänger und Coach Zack Cavanaugh zuweilen noch in seine alte Rolle auf dem Feld zurück schlüpfte). Vier Siege bisher sind mehr, als manche den Berliner unter diesen Bedingungen zutrauten.
Und es geht noch mehr, sollten die Adler am Samtag im Berliner Poststadion gegen die New Yorker Lions gewinnen können. Dann würden sie zwei Spiele vor dem Ende der Hauptrunde mit den Braunschweigern gleichziehen und angesichts des Restprogramms mit dem gewonnenen direkten Vergleich bessere Aussichten auf Rang vier haben. Umgekehrt allerdings können die New Yorker Lions mit einem Sieg in Berlin alles klar machen und wären sicher in den Playoffs, falls Paderborn nicht in Dresden gewinnt.
Die Braunschweiger hatten einen holprigen Start in die Saison, auch wegen zunächst mangelnder Konstanz auf der Quarterback-Position. Erst mit Donovan Isom hat man nun in der zweiten Saisonhälfte die Lösung gefunden, wobei die Braunschweiger wie aus den letzten Jahren gewohnt im Angriff vor allem auf Laufspiel setzen und insgesamt sowieso ihre wahre Stärke in der Verteidigung haben. Dennoch gibt es der Partie einen weiteren Twist, dass Adler-Quarterback Scharnbacher als Reservist in Braunschweig lange auf seine Chance als Starter gewartet hatte, ehe er sie dieses Jahr in Berlin endlich bekam und sich nun gegen sein altes Team beweisen will.
Auch im Süden wird am 17. August eine Weiche Richtung Endrunde gestellt. Der Vorjahres-Dritte Saarland Hurricanes erwartet den aktuellen Tabellendritten Munich Cowboys und kämpft dabei um seine letzte minimale Chance, dieses Jahr noch in die Playoffs zu kommen. 2023 hatte man unter anderem die Münchner überflügelt und diese zum Zuschauen in der Endrunde verdammt.
Dieses Jahr sind allerdings die Cowboys zurück und haben eine gute Chance, ihren zweiten Platz von 2022 zurück zu erobern. Dazu müssten sie am letzten Spieltag zu Hause gegen die ifm Razorbacks Ravensburg gewinnen und davor entweder nächste Woche in Paderborn oder eben diesen Samstag in Völklingen. Nach ihrem knappen Overtime-Sieg gegen Straubing sollte die Moral ja stimmen.