So souverän wie die Potsdam Royals im letzten Jahr zum Meistertitel gestürmt waren, so stark starteten sie wieder in die Spielzeit 2024. Drei Spiele – drei Siege und dabei jeweils 56 eigene Punkte oder mehr. Kein Zweifel, der Final-MVP von 2023, Quarterback Jaylon Henderson, und das Potsdamer Team haben bereits Kurs auf den GFL Bowl 2024 am 12. Oktober in Essen aufgenommen.
Im offfensiven Bereich freut sich die ERIMA GFL über einige spektakuläre Quarterback-Neuzugänge, Xeavier Bullock In Kempten oder Brock Domann in Dresden an der Spitze. Doch Potsdams Angriff ist nach erzielten Punkten mit Abstand weiter die Nummer eins der Liga. Nach einem Auswärtssieg in Kiel kehren die Turbo-Angreifer nun für die nächsten drei Spiele wieder auf heimisches Terrain zurück. Bevor Ende Juni und Mitte Juli gegen Dresden Monarchs und Schwäbisch Hall Unicorns die „Wahrsager“-Spiele in Potsdam anstehen, sind am 15. Juni die Berlin Rebels zu Gast.
Auch diese vertrauen auf eine beachtliche Quarterback-Neuerscheinung. Tyquell Fields verteilt nicht nur die Pässe, ist vor allem mit seinen Läufen ständige Gefahr für den Gegner. Mit acht Touchdowns aus vier Spielen hat er derzeit sogar mehr Lauf-Touchdowns auf dem Konto als jeder Running Back der Liga. Fields auf Seiten der Rebels und bei den Potsdamern unter anderem Receiver Brendan Beaulieu, der mit ebenfalls acht Touchdowns nach Fängen die Nummer eins der ERIMA GFL bei den Receiving Touchdowns ist, könnten am Samstag für einige spektakuläre Momente sorgen.
Wobei die Verteidiger, vor allem jene aus Potsdam, ein gewichtiges Wörtchen mitreden dürften. Tyquell Fields hatte bisher in jeder Partie mindestens eine Interception und mit insgesamt zwölf Quarterback Sacks schon mehr einzustecken als so gut wie alle anderen Spielmacher der Liga. Auch deswegen hat der letztjährige Playoff-Teilnehmer bereits zwei Niederlagen auf dem Konto und muss um den erneuten Endrundeneinzug bangen.
Dabei war die Niederlage im Lokalderby letzte Woche gegen die Berlin Adler nicht nur aus Gründen der Rivalität ärgerlich. Für’s Erste sehen die Rebels so nur die Rücklichter der Teams, mit denen sie um einen Platz im Viertelfinale kämpfen. Anders als die innerhalb der ERIMA GFL Nord noch sieglosen Berliner haben die Hildesheim Invaders schon drei Erfolge innerhalb der Gruppe auf dem Konto. Nun erwarten sie am Samstag die ifm Razorbacks aus Ravensburg.
Die Ravensburger haben gerade wieder einmal die Munich Cowboys kräftig geärgert und kommen so mit dem ersten Saisonsieg im Gepäck nach Niedersachsen. Im Angriff findet das Team um Quarterback Broghean McGovern zusehends besser zusammen, auch weil der langjährige Running Back des Teams Lennies McFerren eine verlässliche Konstante ist. Gegen die Münchner verhinderten Defense und Special Teams in der zweiten Hälfte Gegenpunkte, in Hildesheim dürfte ein solches Kunststück den Ravensburgern deutlich schwerer fallen.
Der letztjährige Zweitligameister vertraut im Angriff bisher recht erfolgreich auf die „Basics“. Aufstiegs-Quarterback Nelson Hughes braucht sich vor den anderen Spielmachern der ERIMA GFL im Passspiel nicht verstecken und führt im Zusammenspiel mit Jordan Grant oder Rayshon Mills den bislang stärksten Laufangriff der ERIMA GFL. So gelangen zwei Auswärtssiege in Berlin, und nach dem Heimerfolg gegen Paderborn winkt nun in drei Heimspielen und dazwischen dem Trip zum anderen Aufsteiger nach Kirchdorf die große Chance, sich in den Playoff-Rängen festzubeißen.
Einer der Konkurrenten wird schließlich einen Tag nach dem Hildesheimer Spiel auch verlieren: Am Sonntag erwarten die Paderborn Dolphins die Berlin Adler. Beide haben bei ausgeglichener Bilanz je zwei Siege auf dem Konto, darunter mit dem Paderborner Auswärtserfolg in Braunschweig sowie dem Adler-Triumph im Lokalderby auch solche, mit denen nicht zu rechnen war. Paderborns Defense hat bisher allen Gegnern das Laufspiel recht schwer gemacht, was den Adler eher nicht gelang – aber alles weist auf ein Duell auf Augenhöhe hin.
Da beide nicht zu einem Rückspiel aufeinander treffen werden und nicht nur in der aktuellen Tabelle auf den Rängen vier und fünf liegen, sondern genau dort auch am Ende einzuordnen sein könnten, zählt das Spiel quasi doppelt: Der Gewinner des direkten Vergleichs kann anschließend nur noch vom Verlierer überholt werden, wenn der später zwei Spiele mehr gewinnt – angesichts eines vergleichbaren Spielplans äußerst schwer.
Auch in der ERIMA GFL Süd erwartet der Fünfte den Vierten, auch da ist es für Saarland Hurricanes und Straubing Spiders das einzige Aufeinandertreffen des Jahres. Anders als im Norden liegen beide derzeit nicht nach Siegen gleichauf und haben jeweils erst einmal gewinnen können. Allerdings könnte dies im Fall der Saarland Hurricanes vor allem an der schweren Gegnerschaft gelegen haben.
Während es für die Spiders bei den Hurricanes zum ersten Spiel dieser Saison gegen ein Playoff-Team des Vorjahres kommt, haben die Hurricanes bereits drei andere Viertelfinalisten des Vorjahres besuchen müssen. Die Niederlagen in Berlin, Schwäbisch Hall und Kempten dürften die Hoffnungen auf einen Gruppensieg auf ein Minimum zusammengeschmolzen haben. In den kommenden Wochen absolvieren die Saarländer nun eine Serie von Heimspielen, bei der später Braunschweig und zu den Rückspielen auch die beiden Top-Teams des Südens anreisen.
Um so wichtiger dürfte es für die Hurricanes sein, sich gegen die Spiders zu vergewissern, ob man auch dieses Jahr erster Anwärter auf Rang drei im Süden bleibt. Ein Selbstläufer wird dies nicht. Die Straubinger haben sich nach einem für sie vor allem wegen einer klaren Niederlage in München enttäuschenden Saisonstart in der Verteidigung stabilisiert. Gegen Ravensburg und auch bei der Niederlage in Berlin sah man einen Aufwärtstrend. Im Angriff lebt das Team jedoch fast ausschließlich vom Laufspiel – ob dies gegen die Hurricanes reichen kann, ist offen.