Kennen sie dieses Gefühl kurz nach Beginn einer Tätigkeit die Zeit – nur kurz – zurückdrehen zu können und noch einmal von vorn zu beginnen? So dürfte sich zumindest Comets-Spieler Ahsan Moore (#22) kurz nach Anpfiff des Spiels im Illerstadion gefühlt haben – eventuell aber auch die gesamte Mannschaft der Comets.

Es war noch keine Minute von der Spieluhr genommen, da kickte Benjamin Hellet (#30) bereits zum dritten Mal in Richtung der Endzone der Heimmannschaft. Der erste Kick war die Folge des durch die Comets gewonnen Münzwurfs (Referee des Spiels: Christian Wess). Der wurde in der Endzone durch Ahsan Moore gefangen, bis zur 15-Meter-Linie getragen und dort gefumbelt. Das Royals Special Team sicherte den Ball und verschaffte der Offense damit eine ausgezeichnete Position für den ersten Drive.

Nur zwei Spielzüge später war es dann Thomas Jenkins (#5), der nach einem kurzen Pass von Jaylon Henderson (#8) in der Allgäuer Endzone die ersten Punkte feierte. Die 2-Point-Conversion (2PC) erledigte Jaylon Henderson gleich selbst – 0:8 nach nur wenigen Sekunden.

Auf diese Punkte folgte der zweite Kick – wieder landete der Ball bei Ahsan Moore, der beim Return mit einem Sprung über die anrückenden Royals seinen Fehler aus dem ersten Spielzug wieder wett machen wollte – dem dabei jedoch der Ball aus den Händen „dropte“ – Rickie Ochako (#87) nahm dieses Geschenk dankend entgegen und trug den Ball fast unbedrängt zum zweiten Touchdown der Partie in die Allgäuer Endzone. Die 2PC durch Jaylon Henderson war ebenso erfolgreich – 0:16.

Der dritte Anlauf der Allgäu Comets versprach dann doch noch ein spannendes Spiel: Auch Xeaiver Bullock (#1) und Nate Stewart (#2) brauchten nur 2 Spielzüge um die Endzone der Royals zu erreichen. Die Potsdamer Defense hatte Nate Stewart an der 25 ganz allein gelassen – und Xeaiver Bullock bediente ihn mit einem 40-Meter-Pass zum Touchdown. Der Point-after- Touchdown (PAT) war auch gut – 7:16.

Spektakuläre erste 2 Minuten ließen alle Zuschauer auf ein hochklassiges Spiel hoffen.

Auch wenn die Favoritenrolle vor dem Spiel sehr eindeutig den Gästen zugewiesen wurde, wollten die Comets offensichtlich doch dagegen halten.

Im Drive nach dem eigenen Touchdown gelang ihnen das auch sehr gut – bis Jaylon Henderson mit einem 40-Meter-Pass Daniel Pedro (17) tief in der Allgäuer Endzone fand. Wieder brachte Jaylon Henderson zwei weitere Punkte auf das Scoreboard – 7:24.

Nun begann der Offense-Motor der Comets zu stottern – das Laufspiel hatte nicht genügend Durchschlagskraft und die Defense der Potsdamer ließ den Allgäuer Receivern keine Chance und so trennten sich die Comets per Punt vom eigenen Angriffsrecht.

Mit dem zweiten Pass von Jaylon Henderson über die linke Seite war es diesmal Thomas Wilson (#32), der den nächsten Touchdown für die Royals erzielte. Die 2PC schlug diesmal fehl – 7:30 zur Hälfte des ersten Viertels.

Dann beendete eine Interception von Xeaiver Bullock auf Justice Henley (#0) die Bemühungen der Comets-Offense. Diesmal stand Brendon Beaulieu (#10) völlig frei in der Endzone und fing den Pass seines Quarterbacks zum nächsten Touchdown der Royals. Die 2PC schloss dann Alex LaBella (#15) erfolgreich ab – 7:38.

Nach einem langen Drive bis kurz vor die Potsdamer Endzone war es dann die zweite Interception von Xeaiver Bullock – diesmal durch Aashari Crosswell (#16) – die auch diesen Drive ohne Punkte für die Heimmannschaft beendete.

Nach Seiten- und Quarterwechsel marschierte dann wieder die Royals Offense über das Feld. Die Comets-Defense zwang die Potsdamer in einen 4. Versuch – das war aber auch schon der größte Erfolg auf dieser Seite des Balls. Nach abwechslungsreichen Spielzügen, aber auch einigen Fehlpässen von Jaylon Henderson, war es dann Heiko Bals (#9) nach einem kurzen Pass, der

seine ersten Punkte des Tags erzielte. Die 2PC, ebenfalls über Heiko Bals, war nicht erfolgreich. Zwischenzeitlicher Spielstand: 7:44.

Der nächste Drive der Allgäu Comets nahm reichlich Zeit von der Uhr, brachte aber erneut keine Punkte. Nach einem missglückten Punt ins Aus begannen die Royals ihren Drive kurz vor der Mittellinie. Mit einem langen Pass über 45 Meter auf Thomas Wilson war nur wenig später wieder Feuer in der Redzone der Comets. Die letzten 3 Meter in die Endzone überwand dann auch Thomas Wilson, die 2PC vollendete Brendon Beaulieu – 7:52.

Im nun folgenden Drive der Comets war es Joshua Wünsch (#42) der seine Qualität mit dem ersten Sack des Tages bewies. Es sollte nicht der letzte sein, aber dieser führte schon einmal dazu, dass sich die Allgäuer wieder mit einem Punt vom Ball trennen mussten.

Der letzte Drive der Royals in der ersten Spielhälfte endete nach nur zwei Pässen von Jaylon Henderson erneut in der Endzone der Comets. Thomas Wilson stellte mit dem Touchdown das Scoreboard auf 7:58, dabei blieb es auch zur Halbzeit, da die folgende 2PC und auch der anschließende Drive der Comets nicht erfolgreich waren.

Das dritte Viertel begann mit einem guten Return durch Thomas Wilson an die 36-Meter-Linie der Royals. Der nächste Run von Thomas Wilson führte die Potsdamer dann schon in die Redzone der Comets. Nach einigen guten Stopps durch die Comets Defense war es dann erneut Daniel Pedro, der einen Pass in der Endzone fangen konnte, Rickie Ochako erhöhte dann weiter auf 7:66.

Der erste Drive der Kemptener in der zweiten Hälfte zeigte, dass sie sich noch nicht aufgegeben hatten. Mit einem Pass auf Dominik Hörner (#13) konnten sie einen weiteren Touchdown erzielen und auch der PAT war gut. Nicht ganz unironisch sprach der Kommentator von dem Beginn einer Aufholjagd. Immerhin verkürzten die Comets den Spielstand auf 14:66.

Die Royals starteten nach dem Kick an der eigenen 38 mit einem Pass auf Brendon Beaulieu und einem Firstdown. Worauf eine weiterer Pass und ein weiterer Firstdown folgte. Und noch einer. Die Defense der Allgäuer fand immer noch kein Mittel gegen die abwechslungsreiche Offense der Potsdamer. Diesmal war es Heiko Bals, der den Touchdown nach kurzem Pass in die Endzone trägt. Die 2PC vollendete diesmal Thomas Jones (#39) zum 60-Punkte-Vorsprung der Royals 14:74.

Das Spiel ließ wieder einmal die Frage nach einer „Gnadenregel“ (Mercy Rule) aufkommen – nicht das erste Mal in dieser Saison. Zu groß scheint die Überlegenheit der Royals in dieser Spielzeit. Dabei wird immer auf die moralische Wirkung der Niederlage auf die unterlegenen Mannschaft(en) verwiesen. Ich möchte die Frage jedoch anders herum stellen: Wie würde sich eine solche Regel auf die Moral der Spieler der siegreichen Mannschaft auswirken? Wie sollen gerade die Spieler der zweiten Reihe, die ja vor allem in solchen Spielen ihre Spielzeit bekommen, darauf reagieren?

Den nächsten Drive der Allgäuer beendete Joshua Wünsch mit einem weiteren Quarterback Sack, ein Drive der Royals folgt nicht, Patrick Donahue (#12) trägt den Ball als Punt Return Touchdown direkt wieder in die Endzone der Gastgeber. Die 2PC schlägt fehl – 14:80.

Trotz der sehr sommerlichen Temperaturen blieb das Tempo auf beiden Seiten hoch, zum Ende des dritten Viertels konnte Joshua Wünsch wieder Xeaiver Bullock stellen, dieser konnte den Ball aber noch geradeso wegwerfen und damit einen weiteren Sack verhindern.

Nach dem letzten Seitenwechsel der Partie dann ein weiterer Drop von Ahsan Moore und ein kurzer Punt auf Allgäuer Seite. Die Potsdamer starten ihren nächsten Drive schon in der Hälfte der Comets. Dann waren es Rickie Ochako mit seinem zweiten Touchdown und Alex LaBella mit einer 2PC, die die Anzeige auf 14:88 stellten.

Im folgenden Drive kämpften die Allgäu Comets vor allem mit Laufspiel um eine weit herunterlaufende Uhr, aber auch Ahsan Moore zeigte noch einmal seine Klasse mit einem beherzten Catch und Lauf über die Mittellinie – wiederum jedoch gelang es nicht, Punkte zu erzielen. Die Defense der Royals war aufmerksam und aktiv – Joshua Wünsch sackte den gegnerischen QB bereits zum dritten Mal in diesem Spiel.

Die Royals wechselten jetzt auf einigen Positionen auf die Backups, es war dann Alex LaBella der einen weiteren 40-Meter-Pass von Jaylon Henderson fing, woraufhin Sami Ahmed (#80) mit einigen Läufen Spielzeit sammelte. Den letzten Touchdown des Spiels erzielte wieder Alex LaBella, die letzte 2PC verwandelte Jerome Valbon (#89).

Endstand 14:96

Ist es beunruhigend zu sehen, wie scheinbar die Form der Potsdam Royals immer weiter ansteigt, die Spiele immer deutlicher zu ihren Gunsten ausgehen? Als Fan der Potsdamer fällt es mir leicht hier mit „Nein“ zu antworten. Ich möchte allen Gegnern der Royals zurufen: Schaut hin! Nicht unbedingt die Top-Einzelspieler sind es, die eine Garantie für guten, schön anzusehenden Football geben, sondern die Vielfalt, die Breite und vor allem – der Teamgeist. Wer es nicht glaubt, zähle die Anzahl der Spieler, die für die Royals Punkte erzielt haben. Und verfolge die Freude, die die Potsdamer Mannschaft insgesamt dazu zeigt.

In zwei Wochen, am 10. August 2024, spielen die Potsdam Royals wieder in ihrer Nachbarschaft bei den Berlin Adlern. Die Mannschaften freuen sich bestimmt über zahlreiche und lautstarke Unterstützung von den Rängen des Poststadions.

AUGUST
10.08. Berlin Adler – Potsdam Royals
17.08. Hildesheim Invaders – Potsdam Royals
24.08. NY Lions Braunschweig – Potsdam Royals
31.08. Potsdam Royals – Paderborn Dolphins

SEPTEMBER
21.09. Playoff Viertelfinale (EWP Gameday)
28.09. Playoff Halbfinale (ProPotsdam Gameday)

OKTOBER
12.10. GFL Bowl

#ROYALS2024

Text: DZE, Foto: Thomas Sobotzki – TS Fotodesign

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